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Enerige & Management > Beteiligung - Thüga-Hereinnahme in Konstanz umstritten
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Thüga-Hereinnahme in Konstanz umstritten
Bei der Suche nach einem strategischen Energiewende-Partner der Stadtwerke Konstanz wird nur der Name Thüga in den Mund genommen. Der OB ist dafür offen, Fridays for Future ist dagegen.
 
Die geplante Hereinnahme eines strategischen Partners für das Energiegeschäft der Stadtwerke Konstanz ist am 21. Juni in einer lokalen Podiumsdiskussion kontrovers diskutiert worden.

Geschäftsführer Norbert Reuter warb in der Veranstaltung laut Mitteilung darum, die Thüga mit bis zu 25,1 Prozent an einer künftigen Ausgründung "Stadtwerke Konstanz Energie GmbH" zu beteiligen. Ein Lenkungskreis des Versorgers, der bisher zu 100 Prozent der 85.000-Einwohner-Stadt gehört, habe das Kooperationsmodell des Stadtwerke-Netzwerks Thüga in einem Markterkundungs-Verfahren als "das umfangsreichste und überzeugendste Leistungsangebot" bewertet.

Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) äußerte sich offen gegenüber der Thüga. Die Stadt brauche Bündnisse, um ihr weitgehendes Klimaneutralitätsziel für 2035 und weitere Herausforderungen zu meistern, und "ein solches starkes Bündnis könnte die strategische Partnerschaft mit der Thüga sein". 
 
Auf dem Podium zur Thüga (von links): Norbert Reuter (Stadtwerke Konstanz), Tobias Hagenmeyer (Stadtwerke Radolfzell), Guido Baltes (Hochschule Konstanz), Jörg-Peter Rau (Südkurier), Uli Burchardt (OB), Bene Müller (Solarcomplex AG) und Mathias Nikolay
Quelle: Stadtwerke Konstanz

Die Stadtwerke als Treiber und Partner der städtischen Energie-, Wärme- und Verkehrswende, so Geschäftsführer Reuter laut der Regionalzeitung Südkurier als Veranstalter in einer voll besetzten Stadthalle, müssten in den nächsten 15 Jahren 500 Millionen Euro in den Aufbau klimaneutral-regenerativer Wärmenetze in die Hand nehmen. Das könnten sie nicht alleine stemmen. In den vergangenen zehn Jahren seien zum Vergleich in die Strom- und Gasnetze 70 Millionen Euro gesteckt worden. OB Burchardt betonte, die Suche nach einem strategischen Partner habe "mit Geld nichts zu tun!"

Es gehe auch um die notwendigen Fachkräfte und die Expertise eines Partners zur Risikominimierung von Großprojekten, sekundierte Guido Baltes von der Hochschule Konstanz. In der größten Stadt am Bodensee mit ihrer Wohnungsnot sei das Personal nicht in ausreichender Zahl zu bekommen.

Anderer Stadtwerke-Chef wirbt für Thüga

Auch ein aktiver und ein pensionierter Chef von Thüga-Kommunalversorgern im Südwesten sprachen sich auf dem Podium für die Thüga aus: Tobias Hagenmeyer, seit diesem Jahr Chef der benachbarten Stadtwerke Radolfzell, nannte die 20-jährige 49-Prozent-Beteiligung der Thüga eine "Erfolgsgeschichte". Die Thüga habe auch die Eigenständigkeit des Stadtwerks gewahrt, verhalte sich kooperativ. Das Stadtwerk habe von dem freiwilligen Angebot der Thüga bei der Energiebeschaffung und bei neuen Geschäftsfeldern profitiert.

Ex-Badenova-Vorstand Mathias Nikolay hob die Projekterfahrung der Thüga hervor. Die Einbettung in die Thüga sei gerade für den "tiefgreifenden" Umbau des Freiburger Kommunalversorgers zum Klimaneutralitäts-Versorger ein entscheidender Erfolgsfaktor gewesen.

Zwei Gegenargumente von Klimaaktivisten

Vertreter der Klimabewegung Fridays for Future (FFF) sowie der Chef der Konstanzer IT-Schmiede Combit, Peter Magulski, sprachen dagegen von der Thüga als Gaslobby, die ohne Not in einer reichen Stadt eine Sperrminorität bekommen würde. "Bekommen wir das Know-how (der Thüga, die Redaktion) nur mit 25,1 Prozent?", fragte Fleeh rhetorisch. Becker sprach sich für Biogas statt Erdgas aus. Stadtwerkechef Reuter entgegnete diesen Argumenten, eine solche Sperrminorität greife nur in wenigen Fällen, etwa einer Änderung des Geschäftszwecks. Und: Man werde aufgrund des schieren Bedarfs noch "viele Jahre" Erdgas-Versorger bleiben müssen.

Am 6. Juli findet zu dem Thema in Konstanz ein Expertensymposium statt. Am 20. Juli soll der Gemeinderat entscheiden, ob die Absichtserklärung über eine strategische Partnerschaft weiterverfolgt werden soll. Im 40-köpfigen Gemeinderat sind die stärksten Fraktionen eine lokale grüne Liste mit 13 Stadträten und die CDU mit sieben Parlamentariern.
 

Georg Eble
Redakteur
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Freitag, 23.06.2023, 09:00 Uhr

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