• Strom folgt CO2 und Gas nach unten
  • Habeck sieht die Energiewende auf Kurs
  • Netzbetreiber warnte Oranienburg bereits vor 7 Jahren
  • Wärmepumpen-Installateur expandiert ins PV-Geschäft
  • Augsburg nutzt Wärme von Rolls Royce
  • Habeck weist Vorwürfe zur Entscheidung über Atomausstieg zurück
  • Bundesrat gibt grünes Licht für Wasserstoffkernnetz
  • Solarpaket I und Klimaschutznovelle passieren Legislative
  • Erneuerbare Energien gehen auf die 60 Prozent zu
  • Strompreisänderungen: Auch künftig keine Rechtssicherheit
Enerige & Management > Regenerative - Schulze kündigt Förderung für erneuerbar produzierte Kraftstoffe an
Quelle: Fotolia/K-U Haessler
REGENERATIVE:
Schulze kündigt Förderung für erneuerbar produzierte Kraftstoffe an
Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) will „grüne“ Kraftstoffe fördern. Im Luft- und Seeverkehr würden für die Dekarbonisierung attraktive Treibstoffe aus erneuerbarer Energie benötigt.
 
Der Verkehrsbereich müsse einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Besonders im Luft- und Seeverkehr sei Elektromobilität aber nicht praktikabel. Darum seien Power-to-Liquid-Kraftstoffe (PtL) aus erneuerbarem Strom oder aus Biomasse ein ganz zentraler Baustein für die Dekarbonisierung, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Bei einer Konferenz über den Einsatz von PtL-Kraftstoffen im Luft- und Seeverkehr kündigte sie an: „Die entsprechende Förderrichtlinie wird derzeit noch mit Hochdruck erarbeitet.“

Die Technologie sei im Grunde bekannt, „die Herausforderung ist jetzt, sie in industrielle Maßstäbe zu übersetzen“, sagte Schulze. Herkömmliche Treibstoffe wie Kerosin seien im Moment noch relativ günstig und die Alternativen in der Herstellung derzeit noch deutlich teurer. Deshalb müsse der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden, um genug grünen Strom zur Verfügung zu stellen und die großtechnische Herstellung von PtL anzuschieben, forderte die Ministerin. Mit dem Markthochlauf solcher Technologien entstünden viele neue Arbeitsplätze und Märkte für deutsches Know-how, hofft sie.

PtX-Potenzialatlas zeigt weltweit günstige Standorte

Da aus grünem Strom auch Gas wie Wasserstoff hergestellt werden kann, spricht man übergreifend von Power-to-X (PtX). Im Auftrag der Bundesregierung erstellte das Fraunhofer IEE eine Potenzialanalyse weltweiter Standorte für erneuerbaren Strom aus Sonne, Wind oder Wasserkraft sowie der Herstellung von PtX daraus. Der Potenzialatlas wurde auf der Konferenz ebenfalls vorgestellt und soll der deutschen Wirtschaft die partnerschaftliche Kooperation mit Hochpotenzialländern erleichtern.

Kurt Rohrig, Projektleiter vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) sagte: „Für den PtX-Atlas haben wir starke Nachhaltigkeitskriterien sowie sozioökonomische Kriterien für Gesellschaft, Politik und Ökonomie zugrunde gelegt.“ Im Ergebnis zeige sich ein langfristig realistisch zu erschließendes Erzeugungspotenzial von insgesamt etwa 69.100 Mrd. kWh jährlich für grünen Wasserstoff oder 57.000 Mrd. kWh jährlich für synthetische Kraft- und Brennstoffe (PtL).

„Für die Umsetzung ist nicht die Flächenverfügbarkeit der limitierende Faktor, sondern vielmehr die maximal mögliche Ausbaudynamik bei den erneuerbaren Energien, für die Erzeugungsanlagen von Wasserstoff und PtL zusätzlich zu errichten sind“, erläuterte Rohrig. Das Potenzial genüge aber, um den aktuellen Bedarf von Luft- und Seefahrt zehnfach zu befriedigen.
 
PtX-Atlas mit Beispiel Argentinien. Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Quelle: Fraunhofer IEE

EU muss Treibstoffbewertungen anpassen

Uwe Lauber, Vorsitzender der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications, sagte: „Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist international führend bei der Entwicklung von PtX-Verfahren.“ Allerdings benötigten diese Zukunftstechnologien für die industrielle Skalierung Planungssicherheit wegen der langen Investitionszyklen, appellierte er an die Politik. Der voraussehbar steigende CO2-Preis sei ein gutes Mittel, wenn er auch international gelte, sagte Lauber.

Die Branche benötige darüber hinaus robuste Verfahren, die die Klimaneutralität im gesamten Antriebskonzept bewerten. Aktuell werde nur der Wert ab Auspuff berücksichtigt, weshalb in der Finanzmarkt-Taxonomie PtX-Kraftstoffe nicht anerkannt würden, kritisierte Lauber. Ministerin Schulze versicherte, im Rahmen der „Fit for 55“-Verhandlungen in der EU hier auf Anpassungen zu drängen.

Das Bundesumweltministerium unterstütze die Weiterentwicklung und den Markthochlauf von PtX-Technologien in verschiedener Weise. Die Nationale Wasserstoffstrategie enthält 600 Mio. Euro, die das BMU zur Förderung der Herstellung von strombasierten Kraftstoffen für den Luft- und Seeverkehr nutzen werde, sagte Schulze. Der International PtX-Hub Berlin solle vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern die nachhaltige Produktion und den Einsatz von klimaneutralen Grund- und Kraftstoffen auf Basis von grünem Wasserstoff vorantreiben.

Der Atlas der weltweiten Potenziale für strombasierte Kraftstoffe (PtX)  steht im Internet zur Verfügung.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
+49 (0) 151 28207503
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 04.08.2021, 15:21 Uhr

Mehr zum Thema