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Enerige & Management > Windkraft Offshore - Baltic Sea Konferenz favorisiert europäische Lieferketten
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
WINDKRAFT OFFSHORE:
Baltic Sea Konferenz favorisiert europäische Lieferketten
Am 12. September diskutierten Vertreter von Wirtschaft und Politik in Berlin, wie die erheblichen erneuerbaren Energiepotentiale von den Ostsee-Anrainern schnell gehoben werden können.
 
In Kooperation mit der Botschaft des Königreichs Dänemark, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Weltenergierat lud der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz zur Baltic Sea Konferenz in Berlin. Allein in der Ostsee schlummere ein Erzeugungspotenzial von über 90.000 MW Leistung an Windkraft. Daher berieten Politiker und Vertreter der Windkraftbranche, wie diese Potenziale am effizientesten erschlossen und ins Netz gebracht werden können. Insbesondere angesichts der Klimaschutzbemühungen und der unsicheren Versorgung mit fossilen Energieträgern in Zeiten des russischen Angriffs auf die Ukraine betonten alle Teilnehmer die Bedeutung schneller Fortschritte.

Anders Soe-Jensen, CEO von Bladt Industry aus Dänemark forderte verlässliche Investitionsrahmen. „Wenn ich eine Fabrik baue, um die Bauteile für ein spezielles Windkraftprojekt zu produzieren, gehe ich Pleite, wenn es ein Jahr Verzögerung gibt“, sagte er. Eine Gegenmaßnahme für solche Risiken wären staatliche Bürgschaften. Auch müssten Genehmigungsfristen für Windkraftanlagen aber auch ihre Netzanbindungen verkürzt und verlässlich gestaltet werden, forderten Diskussionsteilnehmer. Staatssekretär Patrick Graichen sagte für das deutsche Wirtschaftsministerium, es würden Maßnahmen dazu geprüft.

Europäische Windkraft-Produktion sichern

Vor dem Hintergrund des Verschwindens der deutschen Solarindustrie und der Abwanderung von Windkraftherstellern wie Nordex aus Deutschland und Europa sollten Mittel gefunden werden, europäische Lieferketten und Produktionsstätten aufzubauen. Nur dies sichere langfristig die Verfügbarkeit, mahnte Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BDI. Sonst werde man von China abhängig sein, was sowohl logistische Probleme bringe, wie die Covid-Pandemie gezeigt habe und auch politisch unsicher sei. Sven Utermöhlen, CEO der RWE Renewables, plädierte für europäische Lösungen, um Protektionismus einzelner Länder wie ihn die USA betrieben, zu vermeiden.

Internationale Kooperationen besonders beim Netzausbau seien ein Schlüssel zur sicheren Energieversorgung, betonte Stefan Kapferer, CEO von 50 Hertz. „Das Vorhaben Bornholm Energy Island, das wir gemeinsam mit dem dänischen Netzbetreiber Energinet realisieren wollen, ist ein aktuelles Beispiel und ein Pilotvorhaben für die innereuropäische Kooperation“, sagte er. Ein vermaschtes Offshore-Netz im Ostseeraum biete Möglichkeiten, die Stromversorgung für alle Anrainer sicherer und langfristig bezahlbar zu machen, appellierte Kapferer.
 
Die Diskussionsrunde auf der Baltic Sea Konferenz: v.li. Sven Utermöhlen (CEO RWE Renewables), Holger Lösch (stv. Hauptgeschäftsführer BDI), Stefan Kapferer (CEO 50 Hertz), Patrick Graichen (Parl. Staatssekretär BMWK), Reinhard Meyer (Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommern), Iris Stempfle (Geschäftsführerin Iberdrola Renovables), Anders Soe-Jensen(CEO Bladt Industry).
Quelle: 50 Hertz

Solidarität für sichere Energieversorgung nötig

Allerdings seien in Norwegen seit der Verknüpfung mit dem europäischen Energienetz über den Nordlink die Strompreise gestiegen. Vor diesem Hintergrund habe eine Verknüpfung mit dem Netz der europäischen Nachbarn auch in Schweden eine wichtige Rolle im Wahlkampf gespielt. Aktuell müsse Deutschland teuer Strom für Frankreich mitproduzieren, weil dessen Kernkraftwerke nicht die volle Leistung lieferten. „Hier muss mehr Verständnis für gegenseitige Hilfe geschaffen werden“, forderte Kapferer. Strommangel, egal in welchem EU-Land, sei schließlich schädlich für alle, weil auch die Wirtschaften eng verwoben seien.
 
In Bezug auf diese Herausforderungen betonte Reinhard Meyer, Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, die Schwierigkeit, seinen Bürgern die vergleichsweise hohen Netzkosten zu erklären. Wegen der geringen Bevölkerungsdichte und der großen Anschlussprojekte von 50 Hertz auch für den Stromtransport in die südlichen Bundesländer werde eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Regelzonen durchaus immer wieder diskutiert.

Teilnehmer aus Dänemark, Schweden, Estland und Belgien diskutierten in Panels zudem den Fachkräftebedarf, Fragen des Umwelt-und Artenschutzes und den Aufbau von Gleichstrom-Netzen im Ostseeraum. Erst Ende August hatten Regierungsvertreter der Ostseeanrainer in Kopenhagen beschlossen, bis 2030 die heutige Windkraftleistung in der Ostsee zu versiebenfachen. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte dabei, wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, aber auch wegen der Klimakrise seien „ehrgeizige Entscheidungen“ nötig.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Montag, 12.09.2022, 13:44 Uhr

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