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Enerige & Management > Stromnetz - Amprion will schneller Windstrom nach Hessen bringen
Quelle: E&M / Günter Drewnitzky
STROMNETZ:
Amprion will schneller Windstrom nach Hessen bringen
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion plant einen Rhein-Main-Link. Vier Gleichstrom-Erdkabel sollen im beschleunigten Verfahren zwei Jahre früher Nordsee-Windstrom nach Hessen bringen.
 
Amprion hat offiziell die Planungen für den Rhein-Main-Link gestartet. Laut dem Übertragungsnetzbetreiber ist dies eines der zentralen Netzausbauprojekte, um Deutschland bis 2045 klimaneutral mit Energie zu versorgen. Bis zu 8.000 MW Leistung aus Offshore-Windenergie soll in Erdkabeln nach Hessen transportiert werden, wo nach der Kernkraft auch Kohlekraftwerke vom Netz gehen sollen.

Amprion plant mit dem Rhein-Main-Link erstmals, vier Gleichstrom-Erdkabelvorhaben in einem gemeinsamen Energiekorridor über 500 Kilometer Länge zu bündeln. „Bei den Planungen machen wir jetzt Tempo“, sagte Dominik Stunder, Gesamtprojektleiter für den Rhein-Main-Link, vor Journalisten. Zur Beschleunigung setze das Unternehmen auf das neue Präferenzraumverfahren der Bundesnetzagentur. Dieses ersetzt die zeitintensive Bundesfachplanung.

Verlauf des Rhein-Main-Links

Der Rhein-Main-Link besteht aus den vier Vorhaben mit den Kennzeichnungen DC34, DC35, NOR-19-2 und NOR-19-3:
  • Die Verbindung DC34 beginnt in Niedersachsen im Bereich von Rastede, Wiefelstede, Ovelgönne und Westerstede und endet bei Bürstadt in Hessen.
  • DC35 hat denselben Startpunkt wie DC34 und den Endpunkt im hessischen Hofheim-Marxheim.
  • Die beiden Offshore-Netzanbindungssysteme NOR-19-2 und NOR-19-3 starten jeweils in der Nordsee und führen bis ins hessische Ried beziehungsweise nach Kriftel. Dabei sollen sie die Startregion der beiden anderen Gleichstrom-Leitungen DC34 und DC35 durchlaufen.
Für die bereits gesetzlich verankerte Verbindung DC34 musste der Präferenzraum jetzt bei der Bundesnetzagentur beantragt werden. Die Behörde wird bis Ende November 2023 diesen 5 bis 10 Kilometer breiten Raum für die spätere Erdkabeltrasse vorlegen und öffentlich konsultieren. Für die anderen drei Vorhaben war dieser Antrag nicht notwendig, da der Gesetzgeber das verschlankte Verfahren bereits im vergangenen Jahr für kommende Gleichstrom-Verbindungen festgelegt hatte.

Zur weiteren Beschleunigung möchte Amprion außerdem die neuen gesetzlichen Regelungen der EU-Notfallverordnung anwenden, die die Vorgaben im Umwelt- und Artenschutz vereinfachen. Bereits bis zum 30. Juni 2024 will Amprion in das Planfeststellungsverfahren für den Rhein-Main-Link einsteigen. Darin wird dann der konkrete Leitungsverlauf innerhalb des Präferenzraums festgelegt. Baubeginn könnte dann 2028 sein.
 
Trassenverlauf des Rhein-Main-Links
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Quelle: Amprion

Klimaneutraler Strom soll Wirtschaftsregion stärken

2033 sollen die ersten 2.000 MW Offshore-Leistung nach Hessen stehen. Die Gesamt-Übertragungsleistung des Rhein-Main-Links von 8.000 MW entsprechen dem Energiebedarf von etwa 8 Millionen Menschen. In Hessen profitierten zudem Hunderte von Unternehmen von der künftigen Windstrom-Verbindung. „Durch die Dekarbonisierung industrieller Prozesse sowie mehr Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen erhöht sich der Energiebedarf im Rhein-Main-Gebiet enorm“, prognostizierte Projektsprecher Jonas Knoop. Hinzu komme der steigende Leistungsbedarf von Rechenzentren, die einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Digitalisierung leisten.

Viele Vorteile durch Bündelung

„Wir haben früh erkannt, dass es aufgrund der räumlichen Nähe sinnvoll ist, die vier Vorhaben gemeinsam zu planen. Wir erhoffen uns dadurch insbesondere einen geringeren Eingriff in Natur und Landschaft“, betont Dominik Stunder. „Wir beanspruchen zudem weniger Flächen und sparen letztlich auch Zeit und Aufwand, indem wir gleichzeitig bauen.“ Die Beschleunigung der Verfahren gehe nicht auf Kosten des Dialogs mit der Öffentlichkeit, betonte Dominik Stunder. Sobald ein Entwurf des Präferenzraums von der Bundesnetzagentur vorliegt, würden die betroffenen Regionen informiert.

Voraussetzung für die Bündelung aller vier Vorhaben ist die Aufnahme in das Bundesbedarfsplangesetz. Die Verbindung DC34 ist dort bereits mit der Nummer 82 gelistet. Die Verbindungen DC35, NOR-19-2 und NOR-19-3 stehen im Netzentwicklungsplan. „Wir rechnen im kommenden Jahr mit der gesetzlichen Bestätigung“, sagt Gesamtprojektleiter Stunder.

Weitere Informationen zum Rhein-Main-Link  stehen im Internet bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Mittwoch, 21.06.2023, 14:24 Uhr

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