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Enerige & Management > Wärmenetz - Netzanschluss soll keine Zwangsheirat werden
Das Podium auf der Stadtwerketagung 2024. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
WÄRMENETZ:
Netzanschluss soll keine Zwangsheirat werden
Auf dem Stadtwerkekongress in Berlin stand die kommunale Wärmeplanung im Fokus der Diskussion. Große Hürden seien der Platz für Netze und Geld für Investitionen, so das Fazit.
 
Vom 9. bis 10. April findet in Berlin der Handelsblatt-Stadtwerkekongress statt. Eines der wichtigsten Themen war die Kommunale Wärmeplanung, zu der große Kommunen bis 2026 und kleinere bis 2028 verpflichtet sind. Zudem soll die Wärmeversorgung für den Klimaschutz zunehmend aus erneuerbaren Quellen gespeist sein. Die Stadtwerke sind auf dem Weg der Planung und Umsetzung, benannten aber auch viele Hindernisse.

Heike Heim, Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Stadtwerke (DSW), stellte fest, dass ihre Kunden wegen des Gesetzes zur kommunalen Wärmeplanung hohe Erwartungen an ihr Unternehmen haben. Sie wollten spätestens seit der Energiekrise wegen des Ukrainekrieges gern Fernwärme, hätten aber wenig Verständnis dafür, dass es teurer wird. Aktuell dauere in Dortmund die Datenerhebung für 600.000 Kunden noch an, erst dann sei die Planung möglich, erläuterte Heim.

„Jenseits der Technologien ist es aber auch ein großes finanzielles Thema“, sagte sie. Die DSW habe schon über 200 Millionen Euro investiert, um industrielle Abwärme zu nutzen. „Dafür haben wir jetzt 12 Prozent erneuerbare Energie in unserer Fernwärme“, beschrieb sie die Wirksamkeit dieser Investition. Die Gesamtinvestitionen würden sich allein für die Wärmewende auf 1,6 Milliarden Euro belaufen. Hinzu kämen noch Herausforderungen wie Netzausbau und Verkehrswende. „Das überfordert das Stadtwerk und die dahinter stehende Kommune“, mahnte Heim.

Fernwärmekunden nicht per „Zwangsheirat“ ans Netz bringen

Deshalb sei Unterstützung von Land und Bund nötig. Parallele Infrastrukturen würden zu teuer, daher sei es unsinnig, in Fernwärmegebieten Wärmepumpen für Einzelkunden trotzdem staatlich zu fördern. Je weniger Kunden am Netz teilnehmen, desto teurer werde es für sie. „Hier müsse eine gesetzliche Lösung her“, forderte sie. Dem stimmte Michael Maxelon, Vorstandsvorsitzender der Mainova aus Frankfurt/Main zu. Es gehe auch darum, die kostengünstigste Lösung zu finden, was aus heutiger Sicht schwer möglich ist. Jeder Investor habe Renditeerwartungen. Diese müssten befriedigt werden.

Im Geschosswohnungsbauten sei der Einsatz von Wärmepumpen noch nicht ausgereift. „Der Einfamilienhausbesitzer mit Solaranlage auf dem Dach, Wärmepumpe und Elektroauto stellt nicht die Mehrheit dar“, gab Maxelon zu bedenken. Er wandte sich aber dagegen, den Menschen konkrete Technologien vorzuschreiben. „Eine Bindung über lange Zeit sollte freiwillig eingegangen werden“, wandte Maxelon sich gegen einen Anschlusszwang ans Fernwärmenetz.

Zudem werde es zeitlich herausfordernd, in verdichteten Quartieren neue Fernwärmeleitungen zu verlegen.„Wir wollen keine Investitionsruinen schaffen“, mahnte Maxelon. Es könne auch falsch sein, die Gasnetze komplett abzuschreiben, weil für Spitzenlasten vielleicht grüne Moleküle wirtschaftlicher sein könnten als überdimensionierte Wärmepumpen. Er unterstützt Hilfen für die Industrie, damit diese nicht abwandert, weil sie auch als Energiepartner der Kommunen weiter benötigt wird.
 
Die Diskussionsrunde (außen Moderatoren) ab 2. von links: Michael Maxelon (Mainova), Corinna Enders (Dena), Heike Heim (DSW)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Dena begleitet Wärmeplanung und energetische Sanierung

Corinna Enders, Geschäftsführerin der Dena, nannte es gut, dass jetzt gesetzliche Grundlagen existieren. Diese müssten nun regional entsprechend der Gegebenheiten mit Leben gefüllt werden. Ihre Organisation sehe ihre Aufgabe darin, Wissen weiterzugeben und Akteure dafür zu vernetzen. „Die Dena startet im Mai eine Verteilnetzstudie zur Wärmewende gemeinsam mit Stadtwerken, in der auch die betriebswirtschaftlichen Aspekte untersucht werden“, kündigte die Dena-Chefin an. Daraus sollten sich Handlungsempfehlungen für die Politik und die Akteure vor Ort ergeben.

Zur Wärmewende gehöre es, den Energiebedarf der Gebäude durch energetische Sanierung zu senken. Dafür unterstütze die Dena serielle Sanierung sowie Kommunen, die ihre eigenen Gebäude wie Schulen aufrüsten müssten. Contracting sei dafür ein günstiger Weg. Dem stimmte Maxelon zu, weil Energiedienstleister Experten seien, die mit spitzem Stift berechneten, welche Maßnahmen sich in welcher Zeit amortisieren.
 

Susanne Harmsen
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Dienstag, 09.04.2024, 14:35 Uhr

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