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Quelle: Fotolia / sasel77
WÄRME:
Stabile Preise und Wasserstoff als Backup bei der Gasag
Die Bundesregierung hat eine Anhebung des CO2-Preises ab 2024 auf 45 Euro pro Tonne beschlossen. Dennoch verspricht die Berliner Gasag bis zum Ende dieser Heizsaison stabile Preise.
 
Ab dem 1. Januar 2024 sollte der CO2-Preis von aktuell 30 auf 40 Euro/Tonne steigen. Im Zuge der Haushaltskrise hat ihn die Bundesregierung in der vergangenen Woche auf 45 Euro/Tonne angehoben. Trotz dieser unerwarteten Steigerung verspricht die Berliner Gasag ihren Kundinnen und Kunden für diese Heizsaison bis zum Frühjahr 2024 stabile Preise. Dies sei durch sinkende Netzentgelte zum Jahreswechsel möglich.

„Wir verstehen uns als Energiepartner für unsere Kundinnen und Kunden“, sagte Vertriebsvorstand Matthias Trunk. Dazu gehöre, Risiken für im Blick haben, um eine langfristige Preissicherheit bieten zu können. Der CO2-Preis macht seit 2021 einen Teil des Gaspreises aus. Mit der Bepreisung des Treibhausgases Kohlendioxid sollen Investitionen in klimaschonende Technologien gefördert werden.

Klimafreundlich heizen erfordert hohe Investitionen

In einem Webinar gab der Vorstandsvorsitzende der Gasag einen Einblick in die Klimaschutzanstrengungen seines Unternehmens. Georg Friedrichs setzt für den Betrieb von Kraftwerken und zum Teil für die Fernwärme künftig auf Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen. Allerdings werde nicht überall, wo heute Erdgas eingesetzt wird, Wasserstoff fließen, sagte er zugleich. „Unsere 200.000 Kochgaskunden in Berlin sind noch auf Elektroherde umzustellen“, so Friedrichs. Und auch in der Gebäudeheizung und für warmes Wasser werde künftig Strom oder Fernwärme die erste Wahl sein.

„Wasserstoff wird uns vor allem als Backup in der Stromversorgung dienen, für Zeiten mit wenig Erzeugung aus erneuerbaren Anlagen“, erläuterte der Gasag-Chef. Dafür werde Wasserstoff auch importiert oder möglichst in Stromüberschusszeiten erzeugt. Diese Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) würden nur 800-1000 Stunden im Jahr laufen. Für die Dunkelflaute müssten wasserstofffähige Backup-Kraftwerke jetzt gebaut werden, aber die Strategie und Ausschreibung der Bundesregierung fehlt, obwohl sie 2030 fertig werden müssen, kritisierte er.

KWK-Gesetz jetzt novellieren

Aus diesem Grund forderte Claus-Heinrich Stahl, Präsident des KWK-Bundesverbandes, schnell neue politische Rahmenbedingungen für diese Anlagen. „Das alte KWK-Gesetz läuft 2026 aus und muss deshalb jetzt dringend ersetzt und in Brüssel genehmigt werden“, so Stahl. Andernfalls werde es die nötigen Investitionen in wasserstofffähige Anlagen nicht rechtzeitig geben, um den Kohleausstieg für die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu vollziehen.

„Wir müssen die Energiezukunft gemeinsam denken über alle Energieformen, nicht gegeneinander, sondern als sich ergänzendes System“, appellierte Stahl. In der vorwiegend auf erneuerbaren Energien basierenden Zukunft würden nur noch 20-40 Prozent der heutigen KWK-Leistung in der Jahresnutzung benötigt. Doch dann seien sie unverzichtbar für die Versorgungssicherheit und müssten daher ein auskömmliches Geschäftsmodell geboten bekommen. „Die Investitionsförderung muss so gestaltet werden, dass sie an den systemdienlichen Stellen errichtet werden und innerhalb der Abschreibungszeiten von zehn Jahren refinanziert werden können“, umriss Stahl.

Lösungen nach konkreten Möglichkeiten

„Das Produkt für die Kunden ist die warme Wohnung, es geht nicht nach dem Motto: Den letzten beißen die Hunde“, versicherte Gasag-Chef Friedrichs. Darum müsse es für die letzten Erdgaskunden am Netz eine gesellschaftliche Kostenverteilung geben, damit sie nicht alle Netzkosten allein tragen müssen. Viele Einfamilienhäuser und verstreute Siedlungen in Brandenburg müssten mit Strom beheizt werden, weil sich erneuerbare Gase nicht lohnen.

„Als Gasag wollen wir Klimaneutralität bis 2040 erreichen“, sagte Friedrichs. Neue Optionen würden ins Auge gefasst, beispielsweise die Abwärme aus Rechenzentren zu nutzen. Diese habe aber nur rund 28 Grad Celsius und sei daher am besten für energieeffiziente Häuser nutzbar, die mit eigener Wärmepumpe hinzuheizen. Das bedeute aber eine sechsstellige Investition für ein Mehrfamilienhaus, gab Friedrichs zu bedenken. „Wir müssen im Bestand mit dem arbeiten, was da ist, aber im Neubau müssen alle Häuser hocheffizient sein und sich selbst oder mit dem Umfeld versorgen können“, appellierte er.

Hohe Anforderungen ans Stromnetz

Erik Landeck, Geschäftsführer der Stromnetz Berlin nannte die Kommunale Wärmeplanung in der Hauptstadt als wichtige Grundlage für sein Unternehmen. Mehr Wärmepumpen bedeuteten hohe Ausbauanforderungen für das Stromnetz. „Unsere Unternehmen haben Planungszeiträume, die jenseits jeder politischen Mandatsdauern liegen, wir können nicht jedem Wechsel folgen und arbeiten auf Basis langfristiger Szenarien“, erläuterte Landeck. Diese würden nach politisch tragfähigen Weichenstellungen angepasst werden.

Der Berliner Strom werde automatisch zunehmend erneuerbar, weil die Erzeugung der vielen Brandenburger Anlagen rein physikalisch ins Netz strömt. Sein Unternehmen untersuche derzeit auch die Nutzung von Umweltwärme zum Beispiel aus der Spree. Für die Klimaneutralität seien sektorenübergreifender Austausch und Planung unabdingbar, unterstrich Landeck. Diese finde zwischen Stromversorger, Fernwärme und Gasunternehmen in Berlin auch schon statt.

Momentan führe die unberechenbare Politik zum Abwarten beim Bau oder Umbau von KWK-Anlagen, was zum Investitionsstau führt, bedauerten alle Gesprächsteilnehmer.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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