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Enerige & Management > Studien - Gasnetze mit Augenmaß für die Energiewende rüsten
Quelle: Shutterstock
STUDIEN:
Gasnetze mit Augenmaß für die Energiewende rüsten
Das Mannheimer Energieunternehmen MVV hat analysiert, wie die Zukunft der bestehenden Gasnetze aussehen kann und welchen politischen Rahmen sie dafür benötigen.
 
Spätestens 2040 will das Mannheimer Energieunternehmen MVV nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv sein. Den Weg dahin beschreibt das Unternehmen mit dem „Mannheimer Modell“. In diesem kommt der Wärmewende neben der Stromwende und grünen Kundenlösungen eine zentrale Rolle zu. Gemeinsam mit den Partnern Guidehouse als Wirtschaftsberater und Höch und Partner für den rechtlichen Teil hat die MVV die Studie „Zukunft der Gasnetze: Empfehlungen für eine koordinierte Wärmewende“ erstellt.
 
Die Transformation der Gasverteilnetze für die klimaneutrale Zukunft kann erfordern, Teile stillzulegen und andere für Wasserstoff oder andere grüne Gase umzurüsten. Für beide Zukunftsoptionen fehlt laut MVV bis dato ein passgenauer Rahmen. „Das derzeitige Regulierungsrecht basiert auf der Fiktion eines dauerhaften Betriebs der Erdgasnetze“, schreiben die Autoren. Daher listen sie zunächst bestehende Regulierungslücken in diesem Bereich auf.

Basis ist die kommunale Wärmeplanung

Darüber hinaus werden konkrete Handlungsempfehlungen für Gesetzgeber und Regulierer vorgestellt. Diese sollen Kommunen und Energieversorgern ermöglichen, die Zukunft der Gasverteilnetze im Rahmen der kommunalen Wärmewende aktiv zu gestalten und dabei die Belastung der Bürgerinnen und Bürger zu minimieren. „Im Ergebnis der kommunalen Wärmeplanung sollte für jeden Straßenzug klar sein, welche Heizungstechnologien in Zukunft von der Kommune als sinnvoll erachtet werden und wann die entsprechende Infrastruktur voraussichtlich zur Verfügung steht“, fordert die Studie.

Derzeit haben Verteilnetzbetreiber keine Möglichkeit, die erforderlichen Veränderungen der Netze mit einem wirtschaftlich tragfähigen Modell einzuleiten und umzusetzen, kritisiert die Studie. Kurzfristig seien daher umfassende regulatorische Änderungen erforderlich, die sowohl die Transformation als auch die Stilllegung der Gasinfrastruktur ermöglichen.

Basis müsse die kommunale Wärme- und Infrastrukturplanung werden. Hinzu kämen Regelungen für eine mit den Planungen konsistente Vergabe von Konzessionen und der Umgang mit Stilllegungen, etwaigen Rückbauverpflichtungen und Nachnutzungskonzepten für nicht mehr benötige Gasverteilnetze.

Umfangreiche Regulierung nötig

In der Anreizregulierung und der Ausgestaltung der Netzentgelte müssten Festlegungen für den Umbau der Gasnetze getroffen werden. „Insbesondere die Abschreibung und Refinanzierung von Restwerten bei verkürzten Nutzungsdauern sowie der regulatorisch vollständig anzuerkennende Aufwand für den Aufbau von Rückstellungen für Stilllegungskosten“ seien nötig, um Netzbetreibern eine wirtschaftliche Abwicklung von Gasverteilnetzen zu ermöglichen, heißt es in der Studie.

Bei der Refinanzierung sollte der Anstieg der Netzentgelte für die verbleibenden Netznutzer begrenzt werden. Wenn Gasverteilnetze stillgelegt werden, müssten Rahmenbedingungen für die Verweigerung neuer und die Kündigung bestehender Gasnetzanschlüsse gesetzt werden. Dies erfordert auch entsprechende Regelungen für die Entschädigung bei frühzeitiger Kündigung der Gasnetzanschlüsse.
 
Handlungsfelder und Themencluster der MVV-Studie zur Zukunft der Gasnetze 2023 - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Quelle: MVV

Im Gebäudesektor und der Wärmeversorgung existierten verschiedene Förderprogramme, die konsistent zu den lokalen Transformationszielen ausgestaltet werden sollten, um Widersprüche und Fehlanreize zu vermeiden, raten die Autoren. Zudem seien soziale Ausgleichsmechanismen für die Vermeidung von Härtefällen erforderlich. Auch die Transformation von Erdgasnetzen zu Wasserstoffnetzen erfordere eine Planung und Koordination.

Darauf aufbauend seien wirtschaftliche und organisatorische Rahmenbedingungen für den Aufbau und die Finanzierung dieser Infrastruktur notwendig. Dabei sei eine energieträgerübergreifende Vergabe von Konzessionen nur für Erdgas und Wasserstoff sinnvoll, so die Autoren. Denn hier sei eine einheitliche Planung unter Berücksichtigung der Auswirkungen für das bestehende Erdgasnetz wie auch das neu entstehende Wasserstoffnetz unumgänglich.

Die MVV-Studie „Zukunft der Gasnetze“  steht im Internet zum Download bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Freitag, 23.06.2023, 14:52 Uhr

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