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Enerige & Management > Photovoltaik - Ausbau auch jenseits der EEG-Förderung ist möglich
Bild: Jonas Rosenberger
PHOTOVOLTAIK:
Ausbau auch jenseits der EEG-Förderung ist möglich
Eine Handelsblatt-Debatte erörterte Perspektiven für den Ausbau von Photovoltaik. Wirtschaftsvertreter zeigten sich überzeugt, dass Zubau jenseits der EEG-Förderung möglich ist.
 
Matthias Florian Taft, Vorstandsmitglied der Baywa, zeigte sich überzeugt, dass der künftige Ausbau der Photovoltaik ganz ohne EEG-Förderung auskommen kann. Er stellte fest, dass momentan in Deutschland zu wenig erneuerbare Energieerzeugung ausgebaut wird, um die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen. Effizienzgewinne und der Preiswettbewerb hätten PV in den vergangenen Jahren zur kostengünstigsten Quelle für Ökostrom gemacht.

Von heute 5 Ct/kWh sieht Taft das Potenzial, bis 2040 auf 3 Ct/kWh zu kommen, wie das im südlicheren Europa heute schon möglich sei. Dieser Ausbau solle in flächeneffizienten großskaligen Freiflächenanlagen für die Direktbelieferung (PPA) von Großabnehmern erfolgen und zugleich auf Hausdächern vorrangig für den Eigenverbrauch in Haushalten und Gewerbe. Der Standard der Haustechnik müsse PV selbstverständlich mit einbinden können.

CO2-Preis statt EEG-Förderung

Hauptbedingung sei, dass der CO2-Preis die Realität der Klimaauswirkungen fossiler Brennstoffe abbilde, forderte Taft. 50 Euro oder mehr je Tonne CO2 benannte er als Richtpreis, um PV-Ausbau gänzlich von staatlicher Förderung unabhängig zu machen. Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, sieht er Chancen für schwimmende Anlagen (Floating PV) und Anlagen, die zugleich landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen (Agri-PV). „Für 5.000 MW jährlich haben wir genug Platz", sagte Taft.

Um private Investitionen in Eigenverbrauchsanlagen anzuregen, ohne die Netzkosten allein den Mietern aufzubürden, schlägt Taft eine Reform der Netzumlage vor. Mit immer mehr E-Mobilen und Wärmepumpen entstehe ein Markt für die eigene Stromerzeugung. Stromspeicher wie Batterien bekämen in diesem Zusammenhang eine größere Bedeutung, auch zur Netzentlastung. Die zehn Jahre bis 2030 seien eine knappe Frist, die unbedingt zu nutzen sei, appellierte Taft an die Politik. Sein Unternehmen werde weiterhin auf PPA-Basis Solarparks errichten, kündigte er an.
 
Forderungen für die Eigenverbrauchsregulierung
Bild: BayWa

Spanien und Italien hätten bereits gemäß der EU-Vorgaben neue Regularien für PV-Ausbau auf Prosumer-Ebene aufgelegt, sagte Luis Arturo Hernández Salmeron, Vorstand für Innovation der Eon. Hier ginge es auch um die Vernetzung und den Energieaustausch auf lokaler Ebene unter kleinen privaten Erzeugern und Verbrauchern. Genossenschaftprojekte würden in Spanien über eine Verringerung der Netzentgelte gefördert. In Italien werde eine Förderung direkt an den Endverbraucher gezahlt für Solarstrom.

Mieterstrom von bürokratischen Fesseln befreien

Malte Künzer, Mitgründer und Geschäftsführer der Solarimo, plant und betreibt Mieterstromprojekte. „Es ist erschreckend, wie wenig Projekte bisher umgesetzt wurden angesichts des geplanten Förderdeckels von 500 MW in Deutschland“, sagte er. Das liege daran, dass der Gesetzgeber das Verfahren viel zu bürokratisch angelegt habe. Viele Regeln behinderten interessierte Immobilienbesitzer. Technisch sei es kein Problem, Hindernisse gebe es aber in der Genehmigung, Ausschreibung und Abwicklung.

Gerade Wohnungsbaugenossenschaften wollten Strom vom eigenen Dach erzeugen und vermarkten. Es erhöhe nach seiner Einschätzung auch die Akzeptanz der Energiewende, wenn die Bürger die Chance hätten, sich zu beteiligen und direkt zu profitieren über günstigen grünen Strom.

Es sei etwas nicht geregelt, wie schnell einer der über 800 Verteilnetzbetreiber ein Mieterstromprojekt anschließen muss. Immobilienbesitzer hätten zudem steuerliche Probleme, weil der Gesetzgeber auch in der EEG-Novelle dafür keine Regelungen getroffen habe, kritisierte er.

Elektromobilität kann PV anreizen

Jürgen Reinert, Vorstandsvorsitzender der SMA Solar Technology AG, sagte: „Die Botschaft, dass PV sehr günstig geworden ist, ist noch nicht überall angekommen.“ Zudem fördere PV Strom durch Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung die Energiewende mehrfach. Selbst erzeugter Strom entlaste die Netze und sei im Mittel günstiger als der fremde.

„Einfachere und verlässlichere Regeln“ seien nötig, um Mieterstrom zum Durchbruch zu verhelfen, sagte Reinert. Gerade die Elektromobilität führe zu größerer Bereitschaft, selbst Strom zu erzeugen und zu nutzen. Die Regelung, nur 50 % Eigenverbrauch zuzulassen, begrenze Anlagen unnötig, kritisierte Reinert.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Mittwoch, 20.01.2021, 16:15 Uhr

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