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Energie & Management, Ausgabe 20, 2015

Smart Meter Wie die Kunden von Smart Metering profitieren werden, ist noch nicht klar. Doch für dieVersorger liegt der Mehrwert in den Daten 11 B 13052 E 15. Oktober 2015 20/15 INHALT 19 Wärmemarkt Markus Mann sieht ein großes ungenutztes Effizienzpoten- zial im Wärmemarkt 15Ne󿿸e Der Umbau des Verteilnetzes zu einem Smart Grid bindet Kapital und engt die Spielräume der Netz- betreiber ein. Eine Analyse mittels dynamischer Simulation unterstützt die Entscheider 17BHKW des Monats Eine Karosserie-Lackiererei in Berlin deckt ihren Wärme- und Strombedarf mit einem Blockheiz- kraftwerk und einer Wärmepumpe Je󿿸t auch als ePaper http://epaper.energie- und-management.de 20Windenergie Björn Nullmeyer fordert Korrekturen an den bisher bekannten Eckpunkten zur künftigen Windkraftförderung L-Gas ade Gelungener Auftakt für das Großprojekt Markt- raumumstellung im Nordwesten Deutschlands: Schneverdingen in der Lüneburger Heide wird seit 1. Oktober nicht mehr mit L-Gas, sondern mit H-Gas versorgt. VON PETER FOCHT S eit dem 1. Oktober, sechs Uhr morgens, wird H-Gas in unser Verteilnetz eingespeist“, be- richtet Jörn Maurer. Der Ge- schäftsführer der Stadtwerke Schne- verdingen-Neuenkirchen GmbH zeig- te sich erleichtert über den pünktli- chen Start der Umstellung.„In maximal sechs Wochen sollen etwa 7 000 Gasge- räte in unserem Versorgungsgebiet auf den neuen Brennstoff umgestellt sein.“ Das 19 000-Einwohner-Städtchen Schneverdingen in der Lüneburger Hei- de ist aktuell Schauplatz des ersten Pro- belaufs der so genannten Marktraum- umstellung. Ziel ist, bis 2030 die Ver- sorgung weiterer Gebiete Nordwest- deutschlands mit L-Gas (low calorific gas) abzuwickeln und auf das energie- reichere H-Gas (high calorific gas) um- zurüsten. Notwendig wird dieserWech- sel, weil in absehbarer Zeit nicht mehr genug L-Gas zurVerfügung stehen wird. Die Fördermengen in Deutschland sind schon seit Jahren stark rückläufig. Der zweite Lieferant, die Niederlande, ha- ben signalisiert, dass sie ab 2020 weni- ger und ab 2029 überhaupt kein L-Gas mehr exportieren werden. Umstellgebiet im Nordwes- ten Deutschlands Fernleitungsnetzbetreiber müssen nun dafür sorgen, dass L-Gas-Gebiete in ei- nigen Jahren mit H-Gas beliefert wer- den können.Verteilnetzbetreiber haben zu organisieren, dass sämtliche Gasge- räte in den betroffenen Gebieten umge- rüstet werden. Jeder einzelne Herd und jeder Brenner muss dafür von Experten überprüft, aufgenommen und für den Wechsel auf H-Gas umgestellt bezie- hungsweise durch Einbau neuer Bren- nerdüsen umgerüstet werden. Geräte, die zu alt oder technisch nicht mehr zu- lässig sind, werden ausgetauscht. Diese Arbeiten vergeben die Gasversorger in der Regel an spezialisierte Installations- firmen. Das logistische und organisatorische Großprojekt betrifft knapp ein Drittel der deutschen Gasversorgung − L-Gas macht heute noch etwa 30 Prozent der insgesamt verbrauchten Erdgasmenge aus. Geschätzt etwa fünf bis sechs Mil- lionen Geräte − von Herden und Hei- zungen über Öfen in Bäckereien und Keramikfabriken bis hin zu BHKW und Industriekraftwerken − werden damit betrieben. Die Gasversorger unterhal- ten dafür ein separates L-Gas-Trans- port- und -Verteilnetz sowie eigene Speicher. Das gesamte System wollen sie bis 2030 auf H-Gas umstellen. Das Umstellgebiet berührt die Bun- desländer Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Zu den Versorgern, in de- ren Verteilnetzen ein Wechsel zum H-Gas ansteht, zählen die kleinen Stadt- werke in Schneverdingen, Achim oder Nienburg, die den Anfang machen, ge- nauso, wie große kommunale oder re- gionale Versorger: unter anderem die Stadtwerke in Bonn, Bremen, Osna- brück, Mönchengladbach undWupper- tal, die RheinEnergie in Köln, die Mai- nova in Frankfurt oder EWE, Eon und RWE. Die Gesamtkosten der Markt- raumumstellung werden auf etwa 1,7 Mrd. Euro geschätzt. Diese wer- den, soweit von der Bundesnetzagentur anerkannt, über eine Umlage auf alle Netznutzer und damit auf die Verbrau- cher innerhalb der beiden Marktgebie- te umgelegt. Die Umlage wird jedes Jahr von den beiden Marktgebietsverant- wortlichen neu festgesetzt. Die aktuel- len Sätze für 2016 gaben Gaspool und NCG Ende September bekannt. Generalstabsmäßig vorbereitet wur- de die Umstellung von den Ferngas- netzbetreibern (FNB), die bereits im Netzentwicklungsplan (NEP) 2013 eine erste Konzeption veröffentlichten. Der NEP 2015 listet rund 65 Umstellberei- che auf, die nacheinander abgearbeitet werden. Die Branchenverbände BDEW, VKU und Geode erstellten einen Leit- faden, der DVGW ein Arbeitsblatt zur Qualifizierung der Umstellfirmen und ein elektronisches Handbuch, aus dem hervorgeht, welcher Kessel wie umzu- rüsten ist. Der für das Pilotprojekt in der Lü- neburger Heide zuständige Ferngas- netzbetreiber ist die Gasunie Deutsch- land GmbH. „Wir haben im Sommer Schneverdingen an unser H-Gas-Netz angebunden“, berichtet Manager Mi- chael Kleemiß. „Dazu waren lediglich 600 Meter neue Leitung nötig.“ Die Be- dingungen seien so günstig gewesen, weil die bisherige L-Gas-Leitung nach Schneverdingen das H-Gas-Netz der Gasunie kreuzt. Qualifizierung der Umrüst- monteure läuft weiter Bei größeren Stadtwerken, die mit mehreren Einspeisungen arbeiten, er- wartet Kleemiß einen höheren Auf- wand. „Schon bei einem der nächsten Projekte in Achim müssen wir ein paar hundert Meter Leitung mehr bauen und eine Autobahn unterqueren.“ Der Aufwand für Gasunie werde sich bis 2020 aber im wesentlichen da- rauf beschränken, Überspeiseleitun- gen vom H-Gas-Netz in das bisherige L-Gas-Netz zu bauen – meist gehe es dabei um Verlegestrecken von weni- gen Kilometern. „Zudem müssen wir Verdichter von L-Gas auf H-Gas um- klemmen, weil wir künftig mehr H-Gas transportieren.“ Darüber hinaus sei es nötig, sich Ge- danken zu machen, woher das zusätz- lich erforderliche H-Gas dann kommt und wie es transportiert wird, fordert Kleemiß. Nach seiner Einschätzung ist das mit zusätzlicher Verdichterleistung und ohne neue Pipelines zu schaffen. Auch der Ferngasnetzbetreiber Open Grid Europe GmbH, der 2017 mit dem Umschalten der Belieferung erster L-Gas-Gebiete im Teutoburger Wald auf H-Gas beginnen wird, setzt erst einmal auf mehr Verdichterleistung und erweitert bis 2018 seine Station in Werne im Kreis Unna. Im Ferngas- netz der Thyssengas GmbH startet die Marktraumumstellung 2017, bei der GTG Nord GmbH 2021 und bei der Nowega GmbH 2024. Auf der Seite der Verteilnetzbetreiber gab es im Vorfeld der Umstellung Be- denken, ob für das Großprojekt über- haupt genügend qualifizierte Umstell- spezialisten zu finden seien. Nach dem letzten großen Umstellprojekt, dem Wechsel von Stadtgas auf H-Gas in den östlichen Bundesländern in den 1990er Jahren, waren nämlich nur noch zwei Firmen mit dem nötigen Know-how übriggeblieben. Auch in diesem Punkt ist Entwarnung angezeigt. Schnever- dingen habe gezeigt, dass sich die Sze- ne rasch neu sortiert, meint Geschäfts- führer Maurer. In der Lüneburger Hei- de werden bis zu 20 Monteure von vier Umstellfirmen im Einsatz sein, das sei genug, so der Stadtwerke-Chef. „Wir gehen davon aus, dass aktu- ell schon etwa 100 Monteure in 50 In- stallationsbetrieben für die Umstel- lung qualifiziert sind − das dürfte für den Anfang reichen“, sagt auch Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. „Wir werden sukzessive wei- tere Firmen qualifizieren, weil wir in der Hochphase in einigen Jahren rund 800 Monteure brauchen.“ Insgesamt stimmen die ersten Um- stellerfahrungen aus Schneverdingen zuversichtlich. Maurer berichtet über einen „im wesentlichen reibungslosen“ Ablauf. Die Abstimmung mit Gasunie und mit der Landesregulierungsbehör- de Niedersachsen habe exzellent ge- klappt. Gasunie-Manager Kleemiß lobt ebenfalls die Regulierungsbehörden. „Die Bundesnetzagentur hat sehr prag- matisch und rational über die Anerken- nung von Umstellkosten entschieden.“ Das nächste praktische Umstellkapi- tel wird 2016 erneut in Niedersachsen aufgeschlagen. Dann steht der Brenn- stoffwechsel in der Region südlich von Schneverdingen und in einem Teil des Avacon-Netzes an. Die Vorbereitun- gen seien weitgehend abgeschlossen – die umzustellenden Geräte bereits zu 80 Prozent erfasst, berichtet Kleemiß. Betroffen sei auch ein Industriepark in Walsrode. Die Umstellung bei Indus- triekunden sei häufig mit größerem Aufwand verbunden, weil es sein könne, dass Brenner und Kessel ausgetauscht werden müssen, um auch mit H-Gas zulässige Emissionsgrenzwerte einzu- halten, ergänzt der Gasunie-Manager. Alle künftigen Umstellprojekte müs- sen sich indes auch an der Arbeit der kleinen Stadtwerke Schneverdingen- Neuenkirchen messen lassen, die unter noch nicht ganz klar definierten Bedin- gungen als erste den Sprung ins kal- te Wasser gewagt haben. Die Anerken- nung dafür ist ihnen schon gewiss, auch wenn es zu Beginn des Projektes„etwas holperte“, wie Geschäftsführer Maurer unumwunden einräumt.  Bild:EGTEnergiehandel Gasmarkt Gerald Linke,Vorstandsvorsitzender des DeutschenVereins des Gas- undWasser- fachs (DVGW), über Erdgas und dessen Rolle in der Energiewende 10 B 13052 E 15. Oktober 201520/15 sechs Wochen sollen etwa 7000 Gasge- Das 19000-Einwohner-Städtchen

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